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DER DOLMETSCHER ALS KULTURELLER MEDIATOR

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In letzter Zeit überschneiden sich die Aufgaben des Dolmetschers und des Kulturmediators in vielen Bereichen. Der Dolmetscher übermittelt nicht nur Informationen, sondern auch Elemente einer Kultur. Die Sprache ist schließlich untrennbarer Bestandteil einer Kultur.

In Frankreich, Italien und einigen Teilen Deutschlands sind die Begriffe Dolmetscher, Kulturmediator und interkultureller Vermittler untereinander austauschbar bzw. überschneiden sich. In einigen Bereichen der gesundheitlichen Versorgung werden diese Aufgaben jedoch streng getrennt gehandhabt und gegenseitig ergänzt. Beispielsweise unterscheiden sich die Aufgaben im irischen Medizinsektor ganz deutlich. Ist es denn aber möglich umfassende Informationen zu liefern, ohne die kulturellen Unterschiede zu berücksichtigen? Wir verstehen uns selbst am Arbeitsplatz nicht immer. Dabei haben wir es mit Personen zu tun, die wir persönlich kennen, die sich in derselben Kultur bewegen und die unsere Sprache sprechen.

Bei Geschäftsverhandlungen zwischen zwei Firmen konkretisiert der Dolmetscher die kulturellen Besonderheiten, erklärt Gebräuche und weist auf die Bausteine des richtigen Verhaltens hin, legt Begrüßungen, Zeichen, Danksagungen und Vertrauensbekundungen aus. Die kulturellen Unterschiede liegen in der Ansprache, im Formulieren einer Bitte, einer Anweisung oder einer Kritik und reichen bis zu Unterschieden im Denken, in der Gesprächsführung und der Verhandlungstaktik. Der Dolmetscher muss die Elemente der fremden Kultur öfter erläutern bzw. kurzfristig erklären können, um eine erfolgreiche Kommunikation herzustellen. Schließlich könnten diese Elemente auf Seiten des Empfängers zu Missverständnissen führen oder negative Reaktionen hervorrufen.

Wozu ein kultureller Mediator?

Manche halten Dolmetscher für Papageien, die nur die Worte in einer anderen Sprache wiederholen. Damit machen wir uns nicht bewusst, dass ein Dolmetscher in Wirklichkeit eine Bedeutung, einen Gedanken überträgt, der aus einer anderen Kultur als der Kultur der Zielsprache stammt. Er muss in seine Aussage kulturelle Besonderheiten einbeziehen, die eventuell zu Missverständnissen oder sogar Konflikten führen könnten. Diese können bereits vor Geschäftsverhandlungen auftreten – beispielsweise, wenn Kulturen ein unterschiedliches Zeitverständnis haben. Ein Amerikaner kommt immer rechtzeitig zur Verhandlung. Und ein Spanier? Eine halbe Stunde Verspätung ist keine Seltenheit. In unserem Artikel über Faux-Pas gehen wir noch intensiver auf diese Unterschiede ein. Den Einfluss, den eine Kultur auf den Wortschatz haben kann, wollen wir anhand des Beispiels der Slowakei veranschaulichen.

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, warum in der slowakischen Sprache zwischen Staatsangehörigkeit und Nationalität/Volkszugehörigkeit unterschieden wird? Kennen Sie den Unterschied?

Die Staatsangehörigkeit ist die Zugehörigkeit zu einem Staat. Sie beschreibt die Beziehung zwischen Bürger und Staat. Das Wort wird im Englischen mit nationality und im Spanischen mit nacionalidad ausgedrückt. Die Nationalität ist die Zugehörigkeit zu einer Nation, einem Volksstamm. Im Spanischen verwendet man auch hier den Begriff nacionalidad. Zu Zeiten der Tschechoslowakei lebten in einem Staat Angehörige zweier Nationen – Slowaken und Tschechen. Beide waren aber gleichzeitig Angehörige des tschechoslowakischen Staates. Diese Erfahrungen haben ihre Weltanschauung geprägt. Länder wie Frankreich oder Spanien kennen nur einen Begriff – die Zugehörigkeit zu einem Staat. Wie aber geht ein Übersetzer von Rechtstexten vor, wenn er das Wort nacionalidad ins Slowakische übersetzen soll? Übersetzt er es als Staatsangehörigkeit oder als Nationalität? Er muss den Begriff aus einer Sprache übermitteln, in der diese Besonderheit nicht unterschieden wird. Daher hat er auch keinen treffenden Begriff dafür. Selbst Juristen sind sich auf diesem Gebiet nicht einig.

Eine der ersten Kulturmediatorinnen

Vielleicht haben Sie schon von ihr gehört. Es geht um Doña Marina, die den Eroberer Cortés bei der Entdeckung der Neuen Welt begleitet hat. Man spricht heute von ihr als der ersten Dolmetscherin. Doch als Frau wurde ihr in der Gesellschaft keine große Bedeutung zugemessen, und daher liegen auch keine detaillierten Informationen über sie vor. Sie war Mittlerin bei Gesprächen mit den Nahuatl sprechenden Indianern. Sie dolmetschte von Anfang an in die Maya-Sprache, und ein anderer Dolmetscher übertrug ihre Worte dann für Cortés ins Spanische.

Man spricht von ihr allgemein als der ersten Kulturmediatorin; schließlich unterschieden sich die Kulturen Spaniens und Lateinamerikas erheblich. Malinche, wie sie auch genannt wurde, dolmetschte aus einer Sprache, die für ihren Diphrazismus bzw. Triphrazismus bekannt ist. Um einen Gedanken auszudrücken, werden zwei bis drei Sätze verwendet. Sagt man im Spanischen zum Beispiel Der König ist tot, würde man den Satz auf Nahuatl mit Der König ist tot, gestorben, gegangen ausdrücken. Sie kannte sich hervorragend mit den sprachlichen Unterschieden aus. So lief die Kommunikation trotz der kulturellen Kluft und den abweichenden Wahrnehmungen der Neuen Welt erfolgreich ab.

Der Dolmetscher im Geschäftsumfeld

Der Dolmetscher ist als interkultureller Vermittler im Geschäftsumfeld nicht mehr wegzudenken. Er ist Bestandteil von Verhandlungen, Meetings und Geschäftsreisen. Viele internationale Unternehmen beschäftigen eigene Dolmetscher und Übersetzer. Kleinere Firmen bedienen sich externer Anbieter. Im Geschäftsumfeld kann dies für viele Firmen jedoch zum Fallstrick werden. Sie schenken der Person, die sie nicht kennen, nicht genug Vertrauen. Für die Firma wäre es eine potenzielle Gefahr, vor dem Übersetzer, der sich auf das Dolmetschen vorbereiten muss, offen über ihre unternehmerischen Pläne zu sprechen.

Genau aus diesem Grund ziehen viele Firmen keine Dolmetscherdienste hinzu, sondern bedienen sich interner Mitarbeiter mit hinreichenden Sprachkenntnissen, die die Funktion des Dolmetschers übernehmen sollen. Doch nicht bei jedem Partner ist es möglich, ad hoc einen Ersatz zu finden, der die Sprache beherrscht. Bei Verhandlungen begegnen sich nicht nur Vertreter von Unternehmen – es treffen Kulturen aufeinander. Damit einhergehen unterschiedliche Denkweisen und Begriffsverständnisse.

Der Dolmetscher im Gesundheitswesen

Wie zu Beginn erwähnt, sind im irischen Gesundheitswesen die Aufgaben des Dolmetschers und eines Mediators nicht identisch. Zudem ist der Beruf des Dolmetschers nicht rechtlich festgelegt – jedes Familienmitglied einschließlich der Kinder, Freunde und der Putzfrau kann die Aufgabe ausführen. Es genügt, dass eine Kommunikation hergestellt werden kann. Genau das Gegenteil ist in den Vereinigten Staaten der Fall: Hier hat ein Ausländer im Rahmen der gesundheitlichen Versorgung Anspruch auf einen Berufsdolmetscher. Das Risiko, das für beide Seiten damit einhergeht, ist einem häufig nicht bewusst.

Die „False Friends“

In einer solchen Abhängigkeit muss darauf geachtet werden, dass der Kommunikationsvermittler sich der falschen Freunde, der sogenannten False Friends bewusst ist. Das sind Wörter, die in beiden Sprachen ähnlich lauten, aber völlig unterschiedliche Bedeutungen haben. Vielleicht haben Sie schon von dem tragischen Vorfall des Basketballspielers Willie Ramirez in Florida gehört. Als er ins Krankenhaus eingeliefert wurde, lag er bereits im Koma. Die Familienangehörigen sagten dem Dolmetscher, dass er intoxicado sei, was im kubanischen Spanisch so viel wie eine Lebensmittelvergiftung nach schlechtem Essen bedeutet. Der Dolmetscher übersetzte den Begriff ins Englische mit intoxicated, was einem übermäßigen Drogenkonsum entspricht. Die Ärzte schlossen damit andere Diagnosen automatisch aus. Als sie endlich systematisch feststellten, dass bei Willie eine Hirnblutung eingesetzt hatte, war es für eine wirksame Medikamentengabe bereits zu spät. Diese Verwechslung führte dazu, dass der Basketballspieler an Beinen und Armen gelähmt blieb.

Ein Dolmetscher ist wie eine Brücke, die Kulturen miteinander verbindet. Als Kulturvermittler kann er jedoch die sprachlichen nicht von den kulturellen Bestandteilen trennen. Würde er einfach Wort für Wort austauschen, könnten Missverständnisse entstehen. Und wenn er doch nur als Kulturvermittler fungieren würde? Geschäftliche Besprechungen würden in einem solchen Fall ähnlich wie im Video von Catherine Tate aussehen:

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