Der Mensch ist von jeher ein erfindungsreiches Wesen. Wäre er das nicht, würde sich seine Lebenszeit höchstwahrscheinlich auf ein Minimum verkürzen. Um seinen Lebensstandard zu verbessern und die wachsenden Anforderungen an seine Bequemlichkeit zu erfüllen, musste er seine freien Gehirnkapazitäten intensiv nutzen.

Sehr viel früher, noch bevor wir überhaupt von Schrift sprechen können, leisteten kräftige Jäger mit starken Kiefern einiges in Sachen Kommunikation: Wandmalereien. In diesem Zeitraum bildeten sich die Gemeinschaften der steinzeitlichen Jäger und Sammler. Das Gesetz des Lebens war einfach: Wer überleben wollte, musste Teil der Gemeinschaft sein. Das Leben der Mitglieder dieser Gemeinschaft hing von der Weitergabe wichtiger praktischer Informationen ab, darunter den Wanderungen der Beutetiere, der Verfügbarkeit von Nahrung oder dem Vorkommen lebenswichtiger Rohstoffe. Wichtige Informationen wurden mit Hilfe primitiver Zeichen vermittelt, beispielsweise mit Steinen, abgebrochenen Pfeilen, Einkerbungen oder Schnurbündeln.

Schon seit zehntausenden von Jahren übermitteln sich die Menschen Botschaften auf unterschiedliche Weise … – seit etwas über 5.000 Jahren auch mit Hilfe von Schriften.

Die älteste Schrift der Welt wurde mit Symbolen dargestellt. Im Unterschied zu Höhlenmalereien will man mit diesen Darstellungen kein künstlerisches Erlebnis mehr schaffen, sondern eher mit dem Leser kommunizieren und eine umfangreichere Nachricht übermitteln. Schauen wir uns ein paar Schriften an, die zu den kreativsten und künstlerisch interessantesten gehören. Wir garantieren Ihnen, dass Sie mindestens eine Schriftart noch nicht kannten.

VOYNICH

Im Grunde ist das ein 240 Seiten langes Rätsel, welches im 15. Jahrhundert in einer bis heute unbekannten Schrift geschrieben wurde. Da es sich um teilweise farbige Illustrationen, astronomische Zeichnungen und weitere Zeichen und Abbildungen handelt, könnte man eine Art magischen Text dahinter vermuten. Es wartet immer noch auf seine Entzifferung.

NAXI

Das Erlernen dieser tausend Jahre alten Schrift, die in einer südwestchinesischen Provinz verwendet wird, dauert ganze 15 Jahre. Sie erinnert zwar etwas an Comiczeichnungen, das Lesen ist jedoch im wahrsten Sinne des Wortes eine Kunst. Gegenwärtig wird diese Schrift nur von knapp hundert Priestern verwendet.

TIFINAGH

Obwohl die phönizische Schrift vor ca. 1700 Jahren ausstarb, hat die „Tifinagh-Schrift“ in Nordafrika bis heute überlebt – die Sprache ist sogar die offizielle Sprache der Berber geworden.

SPRECHENDE KNOTEN

In Schnüre eingebundene Knoten wurden schon vor fast 5.000 Jahren von den Inkas genutzt. Sie wurden zum Zählen von Personen, in der Astronomie, bei der Steuererhebung und in Landkarten verwendet. Archäologen nehmen an, dass die Knoten in unterschiedlichen Farben, Positionen, Abständen usw. selbst Buchstaben und Ziffern darstellen…